Von Philipp Hausberg

Die diesjährige CMAS Bronzeprüfung führte uns nach Holland an die Küste von Scharendijke.
Am gemütlichen Campingplatz Hoge Heul fand man sich am frühen Freitagabend ein und begann mit den Vorbereitungen für Übernachtung und Abendessen. Es wurden Zelte aufgebaut, Schlafmatten aufgepumpt und Schlafsäcke ausgerollt. Während dessen bereitete Uwe das Abendessen zu. Und nach gefühlten hundert Heringen, die sich kaum im Boden versenken ließen, tat es richtig gut, heißes, pikantes Gulasch zu verspeisen. Richtig lecker bereitete es auf eine für Juni unüblich frische Nacht vor.

Am nächsten Morgen wärmten wir uns mit Kaffee und Tee beim üppigen Frühstück auf. Uwe besorgte die Brötchen und alle sorgten mit ihrem Beitrag zum Frühstück dafür, dass jeder satt wurde. Gestärkt und ausgeschlafen ging es vom Campingplatz mit dem Auto in Kolonne nach Scharendijke. Die kühle Nacht war nur der Vorbote dafür, was uns nun erwartete. Bei bedecktem Himmel, frischen 12°C und einer steifen Brise zeigte sich das Grevelinger Meer von seiner eher winterlichen Seite.
Aber das konnte die Motivation nicht schmälern. Im Gegenteil. Fröhlich stiegen wir am Parkplatz in unsere Tauchanzüge, montierten Pressluftflaschen an Jackets und tarierten uns für den ersten Meerestauchgang. Mit Sack und Pack ging es über den Deich und hinunter zur Mole. Dort unten war der Wind noch mal ein wenig stärker als am Parkplatz, aber wir wollten ja ins Wasser. Dort würde man den Wind schließlich nicht merken. Wie sehr wir uns doch irrten.

Denn zunächst begannen wir unsere Bronzeprüfung mit ABC-Training. In flachem Wasser schwammen wir zehn Bahnen zwischen Landzunge und Mole, mal auf dem Bauch, mal auf dem Rücken, mal mit zwei Flossen, mal mit einer. Dabei begannen wir zu ahnen, was bei diesem Wetter auf uns zukommen sollte. So sehr man auch versuchte, in der Gruppe zu schwimmen, es gelang nicht. Mal war man voraus, dann wieder weit zurück. Und so gaben wir unser bestes und wurden schließlich von Uwe durch eine einladende Handbewegung zum Ufer hin erlöst.
Wir ruhten uns aus und beruhigten unseren Puls, während wir den aufbauenden Kommentaren der Tauchlehrer lauschten. Und so kamen wir dann auch zum nächsten Teil: der Bergungsübung.
Stefan und Gerd tauchten 10 Meter abseits der Mole hinab und ließen in rund 3 Metern Tiefe eine Boje aufsteigen. Stefan beleuchtete die Szenerie so gut er konnte mit seiner Tauchlampe, während Gerd den zu Rettenden mimte. Er ließ sich ebenfalls in 3 Metern Tiefe auf dem Bauch treiben und wartete darauf, von uns gerettet zu werden. Wieder einmal standen wir an dem Punkt, wo das Wetter das Tauchen entscheidend trübte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Sicht lag bei rund 30cm. So musste man schon allen Mut zusammen nehmen, um die 3 Meter, nur mit ABC-Ausrüstung, hinunterzutauchen und Gerd zu retten. Aber der Weg ist das Ziel und so schafften wir alle nach einigen Versuchen, Gerd an die Oberfläche zu bringen, seinen Lungenautomaten zu entfernen, imaginär sein Blei abzuwerfen und ihn im Rettungsgriff ans Ufer zu transportieren.
Nun ging es ans Gerät.  Der erste richtige Tauchgang im Meer stand an. In zwei Teams zu zwei Schülern je Tauchlehrer ging es los. Angepeilt war ein Tauchgang auf maximal 10m, der nicht länger als 15 Minuten dauern sollte.  Also Tauchausrüstung anlegen, zum Ende der Mole und dort noch mal gegenseitig Buddycheck. Der Tauchlehrer erklärte noch mal die grobe Richtung des Tauchgangs, sowie die Aufgaben, die wir zu erfüllen hätten. Nach dem beherzten Sprung von der Mole und dem O.K.-Zeichen von jedem ging es auf 3 Meter, wo wir noch einmal unsere Ausrüstung gegenseitig überprüften. Dann ging es langsam weiter nach unten bis auf 10 Meter. Bedingt durch die bereits erwähnte schlechte Sicht wichen wir unserem Tauchlehrer nicht von der Schulter. Als wir unsere anvisierte Tiefe erreichten, machten wir uns auch schon wieder langsam ans Austauchen. Auf 3 Metern stießen wir auf eine Plattform. Dies erleichterte natürlich unser Übungsprogramm enorm, denn wir konnten uns gut postieren und uns gänzlich auf die Übungen konzentrieren. Als erstes setzten wir jeweils unsere Maske ab und behielten sie rund eine Minute abgesetzt in der Hand. Beim Zeichen des Tauchlehrers setzten wir sie wieder auf und bliesen sie aus. Ein herrliches Gefühl, wenn man wieder normal sehen kann, auch wenn man bei den Gegebenheiten nicht von „normal sehen“ sprechen konnte. Den Tauchgang schlossen wir mit der letzten Übung ab: Austauchen aus 3 Metern Tiefe ohne Atemgerät. Also einen tiefen Atemzug aus dem Automaten, absetzen und dann langsam, ausatmend austauchen. Dabei das Jacket mit Luft füllen und stets darauf achten, dass man nicht zu schnell nach oben schießt. An der Oberfläche das O.K.-Zeichen an die anderen Taucher auf der Mole und dann langsam mit luftbefülltem Jacket zurück zur Mole und an Land.
Angesichts des nach wie vor schlechten Wetters, sowie der bereits stark vorangeschrittenen Zeit entschlossen wir uns, die Tauchprüfung für diesen Tag abzubrechen und das restliche Programm am folgenden Tag zu beenden. So ging es geradewegs zum Umziehen. Im Restaurant im Hafen gab es etwas zu essen und zu trinken, was wir alle dringend nötig hatten. Das Restaurant hatte die Wände mit einer schönen Sammlung von vergangener Tauchtechnologie dekoriert und ein Fernseher zeigte das Wrack, welches man wohl vor der Küste betauchen kann, wenn die Sicht dies zulässt.
So kamen wir erschöpft und etwas niedergeschlagen zum Zeltplatz zurück. Dies änderte sich jedoch alsbald, denn als wir unsere nassen Tauchsachen zum Trocknen aufgehängt hatten, riss der Himmel auf und unsere Zuversicht stieg, unser nun straffes Programm doch noch am nächsten Tag vollenden zu können. Außerdem trockneten unsere Tauchsachen wesentlich besser, sodass wir am nächsten Tag nicht in klamme Anzüge steigen mussten. Noch dankbarer waren wir aber, als wir erneut Uwes Kochkünste zum Abendessen genießen durften und uns mit zartem Schweinefilet und frischem Spargel stärken konnten. So fielen wir alle früh in unsere Betten.

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück schon wieder ganz früh an unseren Tauchplatz. Nicht weniger als drei Tauchgänge wollten vollzogen werden, um noch in Holland die Tauchprüfung abzuschließen. Das Wetter blieb verheißungs-voll wie am Vortagnachmittag und die Sonne schien über Scharendijke. So stand schnell der erste Tauchgang an, denn die Vorbereitungen liefen bei gutem Wetter viel reibungsloser. Die Wassertemperatur ändert sich natürlich nicht innerhalb von 12 Stunden im Meer, jedoch die Sicht war wesentlich besser. Wieder in den gewohnten Tauchgruppen stiegen wir auf 10 Meter ab. Dicht am Tauchlehrer genossen wir die bessere Sicht und sahen erstmals die vielfältige Unterwasserwelt. So verging die Zeit wie im Flug und durch das entspannte Tauchen wollten die Tauchflaschen gar nicht leerer werden. Auf 8 Metern stießen wir dann wieder auf eine Tauchplattform, auf der wir unsere Übungen durchführen konnten. Die Übung beschränkte sich auf das Tarieren. Aber dies hatte es in sich, denn nun tarierten wir von der Plattform hoch auf 3 Meter nur mit Hilfe des Jackets und auch nur auf diese Tiefe. Hier mussten wir für eine Minute verweilen und die Tiefe exakt halten. So beendeten wir unseren Tauchgang nach rund 25 Minuten mit dem üblichen O.K.-Zeichen zu den Tauchern an der Mole und dem Weg zu eben dieser.
Der zweite Tauchgang schloss sich an, als das andere Tauchteam von ihrem Tauchgang zurückkehrte. Wir stiegen an einer Boje langsam auf 9 Meter Tiefe hinab und fanden unten die bereits bekannte Tauchplattform. Hier wartete die anspruchsvollste Übung auf uns, die allerdings auch das wichtigste Tauchmanöver darstellt, denn im Ernstfall ist der Tauchbuddy darauf angewiesen, dass man dies beherrscht. Wir stiegen langsam tarierend von der Tauchplattform an die Oberfläche auf und praktizierten dabei Wechselatmung. Jeweils einmal als Atemluftspender und einmal als darauf angewiesener. Nachdem diese Übung fehlerfrei durchgeführt wurde, vollendeten wir den Tauchgang ausgehend von der Plattform tauchend zurück zur Mole und genossen nun die Pflanzen- und Tierwelt, die sich vor uns auftat.
Auf den dritten Tauchgang, welcher uns auf 25 Meter führen würde, verzichteten wir dann einvernehmlich auf Grund der wieder fortgeschrittenen Zeit, sowie der Sichtverhältnisse, die zwar besser, als am Vortag waren, aber immer noch nicht beste Sicht versprachen.
Wir zogen uns um, verstauten alles in den Autos und machten uns auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dort angekommen ging es auch schon daran die Zelte abzubauen und ins Auto zu packen. Genug Zeit, um noch einmal alle Tauchgängen Revue passieren zu lassen. So endete ein wunderbares Tauchwochenende, was nicht immer wie geplant verlief, doch das Wetter lässt sich halt nie genau planen und es bleibt der Eindruck, das Beste aus allem herausgeholt zu haben. Ein Dank noch mal an die Tauchlehrer, also Organisatoren, die dieses tolle Tauchwochenende geplant und zu einem Erfolg haben werden lassen.

Die Tauchprüfung haben wir übrigens inzwischen ebenfalls abgeschlossen. An zwei Terminen wurden die Tauchgänge auf 25 Meter am Rursee nachgeholt.

Zum Seitenanfang
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.