Freitag:

Denkmalgerechtes Tauchen - Das Dekobier Nach einem kurzen Eingewöhnungstauchgang mit Gerd trafen wir die anderen Teilnehmer an der Jugendherberge. Wichtigste Frage: Wo gibt es ein Dekobier? Wir hatten im Navigationskurs ja gelernt natürliche Hinweise zu beachten und sind geleitet von der Annahme, dass da wo ein Hafen ist auch eine Hafenkneipe zu sein hat fündig geworden. Nach dem Abendessen in der Jugendherberge haben wir es uns wieder auf der schönen Terrasse im idyllischen Yachthafen der besagten Hafenkneipe gut gehen lassen.
 


 
Samstag:

Denkmalgerechtes tauchen - Gerd KnepelNach einer mehr oder weniger unruhigen Nacht (ich bin zu alt für 6-Mannzimmer) haben die Götter die Theorie angesetzt. Die Götter, das waren in dem Fall Uwe Algermissen, Organisator des SK und TL** bei Kölnisch Wasser sowie Gerd Knepel TL **, archäologischer Forschschungstaucher und erster Ansprechpartner beim VDST für Denkmalgerechtes Tauchen & UW - Archäologie. Zum Glück für alle Beteiligten wurde der Stoff von Gerd alles andere als langweilig präsentiert. Man konnte richtig merken, dass ihm das Thema am Herzen liegt und er ganz genau weiß wovon er redet. Wie kann ich überhaupt erkennen, dass ich etwas gefunden habe? Wie verhalte ich mich dann? Wie werden Denkmäler definiert? Welche Einflüsse tragen zum Erhalt bei und welche sind zerstörerisch? Das waren nur einige Punkte, die angesprochen wurden. Auch rechtliche Fragen wurden amüsant präsentiert. Weshalb gibt es in einigen Bundesländern jede Menge Spuren der Römer während sie um das Nachbarland anscheinend anscheinend einen großen Bogen gemacht haben? Im ersten wird der Fund zwischen Finder und Grundstückseigentümer geteilt, im anderen behält alles der Staat. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
 
Denkmalgerechtes Tauchen - HafenkneipeDer erste Tauchgang am Nachmittag ging zum Museum unter Wasser, dem Lehmschiff in Ludwigshafen. Wir hatten die Aufgabe, den „Fund“ zu dokumentieren und den Weg dahin so beschreiben zu können, dass das Wrack wieder gefunden werden kann. Aus unseren Notizen ging dann unter Anderem hervor, dass das Wrack 12-15 Meter lang und 3,5-4 Meter breit ist. Gar nicht mal schlecht, tatsächlich sind es ca. 11 x 3 Meter. Unerwartet zeigt der Bug vom Land weg. Der Bug lag auf 20, das Heck auf 18 Meter. Es ist schon erstaunlich in welch gutem Zustand es noch da lag. Durch den Vortrag sensibilisiert näherten sich alle dem Wrack äußerst vorsichtig. Sogar die letzte Gruppe konnte keine Wolkenbildung bemängeln. Auf dem Rückweg zur Jugendherberge führte uns Uwe noch zur Liebesinsel (Um Gerüchten vorzubeugen, es handelt sich um einen Tauchplatz) und wir ließen den Tag in der bereits erwähnten Hafenkneipe, bei gutem Essen und Trinken, ausklingen. Da es am Nachmittag geregnet hatte, war die Sicht auf die Schnee bedeckten Berge sagenhaft.
 
Sonntag:

Der Höhepunkt der Tour. Wir trafen uns in Unteruhldingen am Hafen mit unserem Kapitän Peter Sulger. Nach einer kurzen Fahrt zur Schweizer Seeseite fand er mit traumwandlerischer Sicherheit die ungefähre Lage und mit Hilfe des Echolotes dann in kürzester Zeit den Ankerpunkt. Nach dem Abtauchen an der Ankerleine fanden wir sie dann auf gut 36 Meter. Die Jura! So fühlt es sich also an, wenn im Lampenschein der Bug eines versunkenen Schiffes erscheint. Ein wenig Idiana Jones ein wenig Jaques Cousteau. Wir sind Entdecker und Forscher. Auch das Wrack der Jura ist im einem für mich erstaunlich guten Zustand, wären da nicht die Spuren unserer Vorgänger. Leider hat ein, nennen wir ihn mal gnädig unbedarfter Seemann den Schornstein abgerissen, so dass er nun traurig neben einem Loch im Deck liegt. Beim Tauchen über die Jura konnten wir durch Löcher in der Abdeckung noch gut die Schaufelräder erkennen. Und natürlich das Toilettenhäuschen. Leider verging die Zeit viel zu schnell und nach knapp zehn Minuten und einer Runde um die Jura mussten wir uns an den Aufstieg machen.Vor der Heimreise stärkten wir uns noch bei strahlend blauem Himmel im Biergarten des Hofgut Birnau.

Ganz persönliches Fazit:
Für mich war es ein absolutes Highlight. Ich bin jetzt für das Thema Denkmalschutz noch mehr sensibilisiert. Ich muss zugeben, ich fand Fotos von Tauchern auf dem Klohäuschen der Jura bisher eher amüsant. Heute denke ich da anders. Den Kurs sollte jeder belegen, der an Wracks und anderen historischen Stellen tauchen will. Und noch eine Bitte: Liebe Schrauber, lasst den Akkuschrauber in der Garage. Liebe Schnitzer, wenn ihr was schnitzen wollt, dann 100 Mal „Ich darf meinen Namen nicht in ein Wrack ritzen“ in ein Holzbrett vom Baumarkt. Allen anderen, wenn ihr die Gelegenheit habt an so einem Kurs teilzunehmen (vor allem wenn Uwe ihn plant, für den reibungslosen Ablauf sorgt und Gerd als Dozenten gewinnen kann), ergreift sie!

Bernd Frings

 

Infos zum Museum unter Wasser:

http://www.unterwasserarchaeologie.de/index.php?option=com_content&view=article&id=15

Tauchplatzberschreibung Jura:

http://www.truesche.de/tauchplaetze/boetle.htm

Was zu lesen:

http://www.amazon.de/Denkmalgerechtes-Unterwasserarch%C3%A4ologie-Wracktauchen-Spezialkurse-Tauchausbildung/dp/3768818578