Uwe und ich sind schon einen Tag früher gestartet. Wir hatten uns vorgenommen, vor dem eigentlichen Eistauchen, noch einen Abstecher an den Walchensee zu machen. Der Walchensee liegt etwa 75 km südlich von München und ist nicht nur einer der größten, sondern mit über190 Metern auch einer der tiefsten Alpenseen Deutschlands. Durch seine Tiefe kühlt der See nur sehr selten so weit ab, dass er zufrieren würde. Die Wärme, welche er in der kalten Jahreszeit an die Umgebung abgibt, bildet über der Wasseroberfläche eine, Nebelwand, welche im Zusammenspiel mit der tief verschneiten Landschaft eine schöne, winterliche Atmosphäre schafft.


Eistauchen mit Kölnisch Wasser 02 Unser Plan war es, am nächsten Morgen einen Tauchgang an der sogenannten Steilwand zu machen. Leider wurde da nichts draus. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand die Idee, das Gefälle zum 200 m tiefer gelegenen Kochelsee zur Stromgewinnung zu nutzen. Das Projekt wurde von Oskar von Miller vorangetrieben, der auch das Deutsche Museum in München gegründet hat. Ab 1924 war es dann soweit und die Wasserkraft wurde zur Stromerzeugung genutzt. In der kalten Jahreszeit, wenn der Energieverbrauch besonders hoch ist, wird entsprechend viel Wasser abgelassen, um den benötigten Strom zu produzieren. Am Ufer, oberhalb der Steilwand angekommen, wurde uns schell klar, dass bedingt durch den niedrigen Wasserstand, ein sichererer Ausstieg nach dem Tauchgang nicht gewährleistet sein würde. Wir haben noch kurz überlegt an einer anderen Stelle zu Tauchen, dies aber verworfen und uns in aller Ruhe auf den Weg ins Allgäu gemacht.

Auf Wikipedia gibt es noch weitere, interessante Informationen rund um den Walchensee und seine Geschichte zu studieren. So hält sich unverwüstlich das Gerücht, von einem Nazischatz, der in den Tiefen versenkt wurde. Also, aufgepasst beim Tauchen im Walchensee, es könnte sich durchaus lohnen. Ich glaub', ich weiß jetzt auch, warum Uwe auf der letzten Boot, so viel Aufmerksamkeit den Unterwasser-Metalldetektoren gewidmet hat...

Eistauchen mit Kölnisch Wasser 03Am Nachmittag erreichten wir den „Allgäuer Taucherhof" in Aitrang. Nach einer zünftigen Brotzeit und einem Spaziergang in der eisigen Kälte ging's erst einmal ab in die Sauna, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Derweil trudelten auch die übrigen Kölnisch Wasser Kolleginnen und Kollegen ein. Am Abend war für die Teilnehmer des „SK-Eistauchen" Theorie angesagt. Thomas, der Betreiber des Taucherhofs, machte uns dabei mit den nötigen Grundlagen vertraut und beantwortete im Anschluss die Fragen der Teilnehmer. Seinen gemütlichen Ausklang fand der Tag bei einem herzhaften Abendessen im örtlichen Gasthaus.

Der Lechausee liegt nahe der Gemeinde Weißenberg im Lechtal, in Tirol. Im Norden wird das Tal von den Allgäuer Alpen und im Süden von den Lechtaler Alpen begrenzt. Die Besucher des Sees bekommen von den umliegenden Bergen, ein wahrlich beeindruckendes Panorama geboten. Irgendein Witzbold hat sich tatsächlich die Mühe gemacht, den Fischbestand des Sees zu zählen, und das Ergebnis ins Internet gestellt. Laut seiner Aussage ziehen 5 Forellen, 3 Gimpel(???) und ein Aal ihre Runden in dem Gewässer. Kleinstfische, wie Groppen wurden dabei nicht mitgezählt. Auch der Bewuchs des Sees hält sich in Grenzen, so dass das ganze Jahr über sehr gute Sichtverhältnisse herrschen. Da man vom Taucherhof zum See über eine Stunde unterwegs ist, war am folgenden Tag frühes Aufstehen angesagt. Nach einem reichhaltigen Frühstück wurde das Gepäck in den Autos verstaut.

Wohl dem, der jetzt noch daran dachte, die Thermoskanne mit heißem Tee zu füllen. Das Wetter hatte etwas umgeschlagen. Eine diesige Wolkenschicht hatte sich vor die Sonne geschoben und die gefühlte Temperatur noch einmal deutlich sinken lassen. Meine kalten Füße ließen mich während der Fahrt schon ahnen, was mich auf dem Eis des zugefrorenen Sees erwarten würde.
Am Lechausee angekommen wurde das Equipment zusammengebaut und die Tauchanzüge angezogen. Aus Gründen der Sicherheit, ist das Betreten der Eisfläche ohne Tauchanzug nicht gestattet. Ausgerüstet mit einer Spitzhacke und einer Schrotsäge, von der einer der Handgriffe entfernt worden war, ging es nun auf das Eis, um die Einstiegslöcher frei zu legen. Die Öffnung im Eis wurde in Form eines Dreiecks ausgeschnitten. Dies erleichtert dem Taucher den späteren Ausstieg aus dem Wasser. Der Schnitt erfolgt hierbei konisch, damit die Eisscholle unter das Eis geschoben werden kann. Am Ende des Tauchtags wird die Eisscholle wieder in die Einstiegsöffnung gezogen und friert fest.

Eistauchen mit Kölnisch Wasser 04Nachdem sich die Teams zusammengestellt hatten und geklärt war, wer die jeweilige Leinenführung übernimmt, stand einem Ausflug in den See nichts mehr im Weg. Leider hat sich bei mir die Anschaffung eines Trockis etwas verzögert, so dass ich halbtrocken unterwegs war und mein Tauchgang entsprechend kurz ausgefallen ist. Ich habe das sehr bedauert, da sich mir, die in ihrem winterlichen Dornröschenschlaf liegende Unterwasserwelt, in einer geradezu faszinierenden Schönheit offenbart hat. Durch die Eisdecke erschien das Licht im See wie gedimmt und bildete eine ganz eigene, fast surreale Atmosphäre. Bedingt durch die Klarheit des Wassers, bot sich die Möglichkeit den Tauchgang, mit nicht enden wollender Sichtweite zu genießen. WOW!!!
Abends gab es dann Essen vom heißen Stein. Eine sehr leckere Art, sich die verbrauchten Kalorien wieder zuzuführen. Der weitere, gesellige Teil des Abends gestaltete sich allerdings recht kurz, da alle Teilnehmer müde waren und auch für den nächsten Tag frühes Aufstehen angesagt war.

Eistauchen mit Kölnisch Wasser 05Wenn auch immer noch klirrend kalt (-17°C), so begrüßte uns der Sonntag mit einem herrlich blauen Himmel und strahlendem Sonnenschein, was die Schönheit der verschneiten Berge in voller Pracht zur Geltung brachte.
Thematischer Schwerpunkt war die Notrettung, und wer das noch nicht erlebt hat, der hat was verpasst. Einmal ziehen am Seil bedeutet dass alles OK ist. Zweimal ziehen, holt mich hier raus und zwar im Eilzugtempo. Ist ein echter Spaß, sich so aus dem Wasser befördern zu lassen. Der eigentliche Tauchgang war wieder große Klasse und die Gelegenheit, dabei was zu lernen gab es auch. Am späten Nachmittag ging es zurück zum Taucherhof. Nach einer Tasse Kaffe und einem Stück Kuchen haben wir dann, müde und glücklich die Heimfahrt angetreten.

Ein großes Dankeschön an Uwe Algermissen, für die Organisation dieses erlebnisreichen und schönen Wochenendes.

Julian

Mehr Bilder zum Eistauchen findet ihr in unserer Galerie .

Nachtrag:

Hallo Julian,
Auch ich kann dir nicht sagen, was das ist: Ein Fisch mit dem Namen Gimpel. Ich habe die Fische schon selber gesehen. Es handelt sich ziemlich sicher um karpfenartige möglicherweise Karauschen. Sie haben etwas schlankere Formen ausgebildet, weil der Lechausee extrem nahrungsarm ist. Hungerform. Den Namen Gimpel haben Einheimische mir gesagt, nachdem solche Fische häufiger in so Baggerseen gefunden werden. Es ist vielleicht Beifang, der von Fischern, woanders gefangen, dann einfach in den See geworfen wird. Bei Forellen kenne ich das, sie heißen dann Schwarzreuter. Es sind ebenfalls Hungerformen, die keine übliche Gestalt haben. Tut mir leid, dass ich nicht mehr weiß.

Mit freundlichen Grüßen

Zeller Harald